Für den Veranstalter RSV Allgäu Outlet Sonthofen, war der vergangene Samstag einer der wichtigsten Tage der letzten 10 Jahre. Er richtete die bayerische Straßenmeisterschaft im Radrennsport aus. Nicht nur das Wetter passte perfekt, auch die Fahrerfelder waren groß. Alle Radsportler von ganz klein bis zur Elite Amateure zählte der RSV sagenhafte 234 Teilnehmer aus ganz Deutschland. Weil die Straßenmeisterschaft offen ausgeschrieben war, durften sich an dem Landesoffenem Wettkampf auch Fahrer anderer Bundesländer beteiligen. Über 30 freiwillige Helfer des in Sonthofen ansässigen Radsportvereins, das Bayerische Rote Kreuz, zahlreiche Feuerwehrleute, die Polizei, der Bauhof, die Stadtorganisatoren – allen waren hier gefordert, einen reibungslosen Ablauf zu ermöglichen. Aber auch den Anwohnern gilt ein Dankeschön, sich einen halben Tag von Radsportlern umkreisen zu lassen und nur bedingt das Haus mit dem Auto verlassen zu können. Der Kommentator des 10. Andreas Brandl Gedächtnisrennen, Jürgen Kramer, war aus Niedersachsen angereist um dieses Spektakel zu moderieren und aus der Geschichte des RSV zu berichten. Denn er hat mit wenigen anderen 1966 im Hirsch in Sonthofen den heutigen RSV Allgäu Outlet Sonthofen ins Leben gerufen. Als Offizier wurde er vor der Gründung des RSV nach Sonthofen auf die Burg geordert und als begeisterter Radsportfan, rief er damals mit weiteren Radsportlern den nun 55 Jahre alten Verein ins Leben. Und wer hätte ihm damals sagen können, dass er im Jahr 2022 die bayerische Straßenmeisterschaft mit fast 80 Jahren moderiert.
So fanden sich am 25.06. im Laufe des Vormittags die ersten Radsportler in Sonthofen ein. 13 Klassen und in der Summe aller Klassen 63 Runden galt es auf die anspruchsvolle Strecke vom Eisstadion über Hofen und Margarethen zu fahren.
So durften sich 11:15 Uhr durften sich 16 Kinder des 1. Schritt Rennens an den Start stellen. Zum einen war die Strecke der 2. Etappe der Allgäu Tour die Königsetappe, da es für die Kleinsten im Radsport galt, die knapp 100 Höhenmeter über Margarethen und Hofen wieder zurück zum Eisstadion in Sonthofen zu bezwingen und zum anderen durften auch Kinder mitfahren, die nicht an der ganzen Allgäu Tour teilnahmen. 16 Kinder gingen an den Start. Alle Kinder schafften aus ihren Augen gesehen, den großen Berg und mit 9 Minuten und 21 Sekunden war Valentin Grabo aus Oberammergau der Schnellste, gefolgt von Fiona Schmidmaier aus Berlin und dem RSV Mitglied Kilian Fehr aus Rettenberg. Alle Teilnehmer durften sich für ihre tolle Leistung ein Teilnehmerpräsent wie Radhandschuhe, Radtrikot oder Radbrille aussuchen.
Bei der U11 ging es nicht nur um das rote Trikot des Gesamtführenden (Rot wie bei der Vuelta Espana), sondern auch um den Titel des bayerischen Straßenmeisters 2022. Nach dem Startschuss der 16 Teilnehmer im Alter von 9 und 10 Jahren, galt es, den Berg 3 mal zu bezwingen. Schon in der 2. Runde konnte sich der spätere Sieger Emil Kreuchauf vom RSV Allgäu Outlet Sonthofen aus der Spitzengruppe lösen und fuhr ein souveränes Solo mit einem Durschnitt von 28,3 km/h ins Ziel. Bayerischer Vize wurde Malte Mayer aus Gaimersheim. Der Bruder Willi des Siegers kam auf Rang 3. Auch der jüngste Teilnehmer Julian Wolf mit 7 Jahren erreichte einen sagenhaften 8. Platz. Kurt Lallinger, Präsident des Bayerischen Radsportverbands hing Emil die Goldmedaille des besten bayerischen U11 Fahrers um und im Anschluss durfte sich Emil das Trikot des Gesamtführenden der Allgäu Tour überziehen.
Bei der U13 über 5 Runden und somit 18 Kilometer, konnte sich am letzten Anstieg der 12 jährige Ludwig Hannes vom RSV Irschenberg absetzen und kam gefolgt von Linus Sturm aus der Rheinland-Pfalz und Felix Mayer vom ausrichtenden Verein ins Ziel. Hier musste sich Felix Mayer als bayerischer Vizemeister zufriedengeben, da Ludwig am Berg einfach die schnelleren Beine hatte. Dafür durfte sich der Immenstädter Gymnasiast, das Führungstrikot des Gesamtführenden der 1. Allgäu Tour überstreifen, denn der Erste und der Zweite kamen nur für die bayerische Straßenmeisterschaft nach Sonthofen.
Bei den U13 Fahrerinnen, war das Fahrerfeld überschaubar mit 5 Frauen. Hier siegte Magdalena Besler vom RSV Auto Brosch Kempten vor Leni Kratz aus Oberammergau.
Bei der U15 weiblich kämpften bereits 14 Fahrerinnen um die bayerische Straßenmeisterschaft, sodass sogar 2 Fahrerinnen aufgeben mussten. Bei den 12 jungen Damen kam Sofia Maurer aus Ellingen als Erste ins Ziel, gefolgt von Sophie Schuster aus Irschenberg Theresa Weingand aus Oberammergau.
Bei den Schülern U15 wurde bereits ein höheres Tempo als bei den kleineren Nachwuchsklassen angeschlagen. Währen die U11 und U13 einen Schnitt über knapp 29 km/h fuhren, erreichten die U15 Fahrer bereits über 32 km/h Durchschnitt. Dieser wurde vom späteren Sieger und somit auch bayerischen Meister der U15 Niklas Look aus Moosburg hervor gerufen, da er sich mit einer Minute vor dem Württemberger Luan Elsäßer absetzen konnte. Valentin Kraus aus Gaimersheim wurde mit Rang 4 bayerischer Vize.
Bei der weiblichen Jugend kamen von 7 Fahrerinnen 4 ins Ziel sodass hier Paula Gloning aus Augsburg Josfine Weingand aus Oberammergau den bayerischen Meistertitel in der Disziplin Staße im Sprint wegschnappte.
Auch bei den jungen Männern der U17 zeigte der Rundkurs „seine Zähne“ im Sinne von Hügel hoch und wieder runter und das ganze 12 Mal. Und man kann sagen, um Radsportler zu formen, braucht es eine gute Organisation und viel know-how im Verein. Denn nicht aus jeder Ecke kommen so starke Radrennfahrer wie im unteren Schüler Bereich vom RSV Allgäu Outlet Sonthofen und im gesamten Schüler und Jugendbereich aus Irschenberg. So zeigte sich mit Maximilian Weiß als Sieger auch in dieser Alterklasse, dass der Verein an der bekannten Stauzone der A8 weiß, wie man richtig gute Radrennfahrer „schnitzt“. Während Platz 2 und 3 an die Fahrer Samuel Schulz aus Ravensburg und Fabrice Gremmer aus Ellmendingen gingen, wurde der viertplatzierte Leopold Bierig aus Schotten bayerischer Vizemeister.
Bereits die U19 fuhr einen Schnitt über 36 km/h über 22 Runden und 81 Kilometer und über 2000 Höhenmeter. Dies entspricht bereits einem sehr hohen Leistungsniveau der Nachwuchsfahrer, die sich auf die Amateurklasse oder gar mit etwas Glück auf ihre Profikarriere vorbereiten. Hier konnte mit 2 Stunden und 11 Minuten der nicht bayerischer Fahrer Max Märkl aus Rheinland-Pfalz dem Rennen „seinen Stempel aufdrücken“. Nils Puschmann aus der Radhochburg Herpersdorf schaffte es mit Rang 2 den bayerischen Meistertitel der U19 nach Franken zu holen, gefolgt von Ferdinand Bierig aus Schotten und Mliki Karim aus Augsburg.
Noch nie in Sonthofen durchgeführt, dass Radrennen der Elite Frauen, der Juniorinnen und der Paracycling. Auch diese Rennen wurden als bayerische Meisterschaft ausgetragen. Bei den über 40 Kilometer, zeigten auch wieder die Radsportlerinnen des RSV Irschenberg eine Klasse für sich. Hier gewann bei der U19 weiblich die „Bayerische“ Pia Grünwald vor Sina Matecki-Palasti. Sie starteten zusammen mit den Elite Frauen, bei denen Luisa Beck aus Kelheim an der Donau sich auf dem schwierigen Rundkurs im Sprint durchsetzen konnte. Knapp geschlagen dahinter beide aus Kempten Sabrina Zwick und Tanja Edelmann.
Der Behinderten Radsport als Paracylce immer mehr im Trent, bot mehr Teilnehmer als bei den Frauen und es war beeindruckend, mit welchem Selbstvertrauen und mit welcher Überzeugung die Teilnehmer den schweren Rundkurs in Angriff nahmen. Keiner dieser Teilnehmer dachte ans Aufgeben und so kamen im Vergleich zu den anderen Klassen, alle Teilnehmer ins Ziel. Hier gewann in der Klasse C1/C2 Michael Teuber aus München. Bei der Klasse C3-C5 überzeugte mit 4 Minuten Vorsprung Steffen Warias aus der Landeshauptstadt vor Matthias Schindler aus Nürnberg.
Beim letzten Rennen der Amateure sowie Elite Amateure rollte um 15:30 Uhr ein 120 Fahrer Starterfeld über die Hindelanger Straße in den ersten Anstieg. Doch von Beginn an war klar, das Feld der vielen Amateure wird sehr bald in viele Gruppen zerfallen. Die Runde ist so selektiv, dass der Anstieg jede Leistungsklasse irgendwann trennt. Die Amateure und Elite Amateure sind bereits in 2 Klassen unterteilt und mit entsprechend guten Ergebnissen kann ein Amateur in die höchste sogenannte Elite Amateur Klasse aufsteigen – ähnlich wie bei der Fussball Bundesliga. Schon bald zerfiel das Feld in einige Gruppen. Vorne eine Spitzengruppe auch mit dem Sonthofer Timo Albrecht. In der Verfolger Gruppe die beiden Spanier für den RSV fahrend Eloy Requena und Xavi Palma. Auch der RSV Auto Brosch Kempten war mit zahlreichen Fahrern vertreten. Doch das Tempo machte nach einigen Runden ein Spitzen Duo mit Daniel Bichlmann, der letztes Jahr noch die Tour of Burkina Faso gewann und Tobias Kreuzer aus Nittenau, mit dem nicht so viele gerechnet hätten. Während Bichlmann zum Ende des Rennens zurückfiel, hielt Tobias Kreuzer seine Führungsposition bis 2 Runden vor Schluss. Wie eine Rakete attackierte aus den Verfolgern kein Unbekannter: Oliver Mattheis von der Rad Union Wangen rückte dem Führenden Tobias Kreuzer immer näher. In der letzten Runde war es dann geschehen. Der Oliver Mattheis kam als Solist nach 22 Runden ins Ziel und feierte seinen 3. Sieg in seiner beachtlichen Laufbahn als Radsportler. Bayerischer Straßenmeister wurde der, der lange alleine oder zusammen mit Bichlmann das Tempo vorne machte: Tobias Kreuzer. Den Bayerischen Vize Titel holte sich dann Dominik Elias Abaya vom Team Baier Landshut vor Daniel Bichlmann von den Maloja Pushbikers. Beste Allgäuer waren Michael Wasserrab und Steffen Hannes Greger vom RSC Auto Brosch Kempten auf Rang 8 und 9 sowie Timo Albrecht vom RSV Allgäu Outlet Sonthofen auf Platz 10. Die spanische RSV Radsportler Eloy Requena, der letztes Jahr noch bei seinem ersten Rennen, dem 9. Brandl Gedächtnisrennen schwer gestürzt war, erreichte einen tollen 14. Platz und sein Teamkollege Xavi Palma Rang 16.
Ergebnisse unter www.rsv-sonthofen.de/downloads/
Foto: Florian Jörg